von Lena Sollfrank
Vom 10.10. bis 14.10.2019 fand das traditionelle Würzburgseminar, das von Nicholas Schwab, Luise Puhlmann und Katharina Schmidt organisiert wurde, statt. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Vereins gab es zusätzlich zu den üblichen mathematischen Vorträgen und der Mitgliederversammlung mit Neuwahlen noch Besuch von früheren Mitgliedern und ein spezielles Jubiläumsprogramm.
Die insgesamt 40 Teilnehmer waren in der Jugendherberge Würzburg untergebracht und die Vorträge wurden an der Julius-Maximilians-Universität und im Wirsberg Gymnasium gehalten. Gleich nach der Anreise gab es für die Jüngeren einen Vortrag über "Transzendenz" von Matthias Paulsen, in dem er die Grundbegriffe, transzendente Zahlen sowie algebraische und lineare Abhängigkeit definierte, während Luise Puhlmann den Älteren "Affine Springerfasern", ein Thema der geometrischen Darstellungstheorie, vorstellte. Anschließend brachten die Teilnehmer ihr Gepäck in die Jugendherberge und widmeten sich nach dem Abendessen verschiedenen Spielen wie 7 Wonders, Tichu und Bang.
Am nächsten Morgen trug Julian Feuerpfeil für alle über "Geometrische Konstruierbarkeit" vor. In dem Vortrag wurden die Fragen, welche geometrischen Figuren sich mit Zirkel und Lineal konstruieren lassen, und wie man Konstruktion axiomatisch definiert, beantwortet. Die zentralen Resultate waren dabei Beweise zur Unmöglichkeit der klassischen Konstruktionsprobleme wie der Quadratur des Kreises oder Dreiteilung eines 60°-Winkels. Nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Mensa griff Daniel Harrer das Thema Transzendenz vom Vortag noch einmal auf und vertiefte es weiter, indem er bewies, dass e und π transzendent sind. Der darauffolgende Vortrag von Nicholas Schwab widmete sich ausnahmsweise keinem mathematischen Thema, sondern dem Zusammenleben im QED. Ein Teil der Gruppe besuchte am Abend im Mainfranken-Theater Friedrich Schillers Tragödie „Kabale und Liebe“.
Der Samstag begann mit dem Vortrag eines externen Referenten von der Universität Würzburg, Dimitri Nedrenco, der mit den Teilnehmern "Origami" mathematisch betrachtete und auch praktische Beispiele faltete, wie das 3-Teilen eines gegebenen Winkels. Anschließend erklärte Christian Nöbel den "Heiratsalgorithmus und das Stable Roommates Problem", bei denen es darum geht, ein stabiles Matching für Ehepartner bzw. Bewohner einer WG mit Prioritätslisten zu finden. Nach der Mittagspause fand die Mitgliederversammlung mit Neuwahlen statt, zu der der QED von Herr Kliem im Wirsberg Gymnasium mit einem Schild aus dem Jahr 2009 empfangen wurde. Der Tradition nach gab es im Anschluss an die Versammlung Pizza und einen Tanzabend. Herr Kliem hatte besonders schöne Einsendungen von vergangenen Landeswettbewerben mitgebracht, die zu vielen nostalgischen Gesprächen führten.
Lukas Gehring trug am nächsten Tag über "Regression und Assoziationsanalysen" vor, welche eine Methode aus der Statistik ist, um aus gegebenen Datenpunkten den zugrundeliegenden Zusammenhang zu bestimmen. Neben der Grundform der linearen Regression wurden auch darauf aufbauende Ansätze für nichtlineare Abhängigkeiten untersucht. Dieser wurde gefolgt von zwei weiteren Vorträgen: Maximilian Keßler sprach über "Dehn-Invarianten" für die Jüngeren. Dabei geht es darum, welche Polyeder man ineinander überführen kann, indem man sie zerschneidet und anschließend Kongruenzabbildungen unterwirft. Matthias Paulsen referierte gleichzeitig über "Rationalität" für die Älteren, wobei er zunächst projektive algebraische Varietäten einführte. Am Nachmittag besuchten die Teilnehmer gemeinsam den Kulturspeicher, wo sie die Ausstellungen „Sammlung Peter C. Ruppert – Konkrete Kunst in Europa nach 1945“ und „Bridget Riley“ bewundern konnten. Eine Gruppe besichtigte später bei einer Nachtwanderung noch das Käppele und die Festung.
Am Montag wurden noch der Vortrag vom Vortag von Matthias Paulsen weitergeführt. In diesem zweiten Teil ging es darum, wann projektive algebraische Varietäten birational zum projektiven Raum, also "besonders einfach" sind. Im Vortrag wurden offene Vermutungen und aktuelle Fortschritte zu dieser Frage aus der algebraischen Geometrie vorgestellt. Georgi Kocharyan vertiefte derweil das Thema der Dehn-Invarianten indem er über "Tensorprodukte" sprach. Danach mussten sich die Teilnehmer schon wieder verabschieden und traten nach vier tollen gemeinsamen Tagen die Heimreise an.